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Flammen werden nicht durch Tränen gelöscht (Kapitel 1)

Aktualisiert: 21. Dez. 2023




Peru, Dios de Madre


Der Abgrund im Urwald (Kapitel 1) - Erstes Kapitel des Buches


Wir flogen über das unendlich erscheinende Regenwaldgebiet von Madre de Dios in Peru. Niemand weiß genau, wer die Mutter Gottes ist, aber die Schöpfung war perfekt. Zwar bezeichnen historische Quellen die Jungfrau Maria als die Mutter der Dreifaltigkeit, die Gottesmutter, doch bleiben mehr Fragen als Antworten. Sicher ist, dass die Figur der Mutter sowohl in der christlichen Religion als auch in den Kulturen des Amazonasgebietes das Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit ist. Die Unermesslichkeit des Urwalds, die ich vom runden Fenster meines Sitzes aus beobachtete, vermittelte mir den Eindruck, dass an diesem Ort noch Heiligkeit und Altertum existierten. Die scheinbare Unendlichkeit an Leben in dem Gebiet hat den Namen Madre de Dios ohne Zweifel verdient. 


Der Anblick der kostbaren und noch unberührten Natur lässt mich Anmut und Bewunderung spüren. Die sich schlängelnden Flüsse durchzogen das Gelände wie Schlangen, die in der Mittagssonne glitzern. Eine künstlerische Komposition von Licht, Wolken, Wald und Wasser, ähnlich der gemalten Deckenfresken in Kathedralen. Im nächsten Moment sah ich eine Gruppe von bunten Papageien über den Wipfeln exotischer Bäume vorüberziehen. Pittoresk verteilten sich die Baumarten verschiedenster Formen in einem unregelmäßigen Grün. Dieser unberührte Dschungel ist ein Bild der Vollkommenheit. In Madre de Dios existiert noch die Schöpfung in ihrer ursprünglichsten und wildesten Form.


Mein Flug LA2573 von LATAM Airlines befand sich nun schon etwa eine Stunde in der Luft und die Flugbeiterinnen gingen langsam den Gang entlang. Eine lächelnde Stewardess indigener Herkunft kam dicht an mein Ohr, während ihre tiefen, endlos dunklen Augen mich noch im Bann hielten. Am Hals ihrer kaffeefarbenen gesunden Haut lag eng eine Halskette aus rot-schwarzen Samen, die nur an einer kleinen Stelle über der zugeknöpften weißen Bluse zu sehen war. Ihr junges Gesicht lehnte sich schräg zur Seite und ihre sanften Hände bewegten sich freundlich. Ich wünschte, der Moment hätte länger gedauert, doch da war er schon verschwunden. Leider konnte ich sie nicht verstehen. Das Motorengeräusch der Propeller des alten ATR-72-Motors war lauter als ihre Stimme, die ich an ihren schmalen Lippen nur erahnen konnte. Also nickte ich einfach mit einem freundlichen Lächeln mit dem Kopf. Und sogleich reichte mir die Stewardess elegant ein paar Kekse und eine Flasche Mineralwasser. 


Da ich noch eine gute halbe Stunde Flugzeit vor mir hatte, ging ich den Bericht durch, den ein externer Berater bei seinem letzten Auftrag in der Region verfasst hatte. Für einen Moment fragte ich mich, weshalb er heute nicht hier war. Zunächst überblickte ich die Statistiken bezüglich des Departement Madre de Dios. Das Gebiet umfasst 85.300 km2 Fläche - etwa doppelt so groß wie die Schweiz – und es leben weniger als 2 Menschen pro Quadratkilometer, nirgendwo gibt es eine weniger besiedelte Region in Peru. Überraschend erschien mir das rasante Wirtschaftswachstum von bis zu 11,7 % pro Jahr seit 2007 vor,  insbesondere getrieben durch den Bergbausektor. In der Vergangenheit war die Region wirtschaftlich wenig interessant, was sich nun dynamisch ändert. Im Jahr 2018 stammten bereits 41 % des regionalen BIP aus dem Bergbau. Außergewöhnlich hoch ist in Madre de Dios allerdings auch die biologische Vielfalt mit mehr als 1.000 Vogelarten, 200 Säugetierarten und 250 Fischarten. Darüber hinaus gibt es sieben ethnische Hauptgruppen indigener Stämme, 3 Nationalparks: Manú, Alto Purus, Bahuaja-Sonene. Hinzu kommen nicht kontaktierte Stämme, wo menschliches Leben in einer parallelen Realität unserem Glauben fremd, aber der Natur am nächsten wie ein Wunder fortläuft.

Und nun das Schlechte. Madre de Dios führt zusehend die Abholzungsstatistik in Peru an. Internationale NGOs sind entsetzt über exponentielle Rodungsentwicklung in Madre de Dios. Doch während die Datenlage dank Satelliten immer besser wird, finden sich die Verteidiger zunehmend in Unterzahl wieder. Wahrscheinlich wäre die Welt besorgter, wenn sie wirklich wüsste was in einem der letzten wilden Paradiese geschieht.


Doch Unwissenheit ist eine bequeme Form des moralischen Selbstschutzes. So erlaubte auch ich mir, bisher möglichst wenig über das Problem der Abholzung in Südamerika zu lesen. Auch die Tatsache, dass die tropischen Ökosysteme schnell und gefährlich an Belastbarkeit verlieren, schien mir bis eben eine kaum tangierende Zusatzinformation. Man kann nicht bei jedem Problem der Verantwortliche sein und ignorant wird man erst, wenn man es wirklich genau wüsste. Manch scharfer Philanthrop möge diese Haltung und Denkweise verurteilen. Ich erinnere mich, dass mein Kollege Martin Mühlbauer zu sagen pflegte: "Ignorantia legis non excusat". Unwissenheit entschuldigt nicht, wir sind alle letztendlich ungeschützt schuldig.


Wie dem auch sei, ich saß in dieser Maschine als externer Nonprofit-Berater, weil die Geschäftsstelle der Sweizer Urwald Stiftung ("Swiss rainforest trust") mit Sitz in Genf wissen musste, warum sich die zusätzlichen Spenden für Projekte in Madre de Dios nicht in einer logischerweise höheren Umweltschutzwirkung niederschlugen. Da der Vorstand im Durchschnitt Ü60 ist, hatten sie mich letztendlich angesprochen und mir dieses einzigartige Projekt für junge Leute angeboten. Der weißbärtige rundliche Geschäftsführer der Stiftung „Swiss Rainforest Trust“ meinte, dass die finanzielle Unterstützung für die Partnerorganisationen zuletzt rund 2,45 Millionen Euro erreicht habe. Dennoch wäre keine dem beachtlichen Betrag entsprechende Wirkung sichtbar geworden. Irgendetwas würde nicht in die zunehmend zweideutige und undurchsichtige Berichterstattung der Partner passen. Was war nur mit den zuvor verlässlichen Partnerorganisationen in Madre de Dios los? Die stellvertretende Stiftungsvorständin Heidi hatte mit dramatischer Gestik beschrieben, wie der Kampfgeist und Stimmen der Umweltschützer für den Regenwald laut waren, nun waren sie still, beinahe wie erstickt. Doch nun würden die Rufe nach Antworten bei unseren Unterstützern lauter und sie können nicht länger ignoriert werden. Und nun lag es an mir, als externer Berater und sozusagen vorübergehender Projektleiter die Ursache herauszufinden.


Als mein Blick schließlich erneut von den gestapelten Seiten des Lageberichts zum ovalen Flugzeugfenster wanderte, entwich mir unwillkürlich ein Seufzer. In der Realität sah es noch brutaler aus als auf den Satellitenbildern. Die sattgrüne malerische Landschaft, die ich noch eben bewundert hatte, wurde durch rotbraune und lehmfarbene Schneisen zerschnitten. Dieses Mal reflektierte das Regenwasser das Sonnenlicht in einem chemischen Schimmer, so als hätte sich teilweise Benzin oder Ähnliches mit dem Wasser in den maschinell ausgeschwemmten Gruben vermischt. Die Spuren des illegalen Goldabbaus im Tagebau erstrecken sich über mehrere hundert Kilometern, häufig in linearen Formen entlang der natürlichen Flüsse. Selbst aus dem Flugzeug konnte ich nicht erkennen, wo die Linien der erodierten Erde begonnen oder endeten. 


Im Bericht stand, dass die Goldvorkommen rar gesät wären und es sehr mühsam sei, die Goldpartikel aus dem Flusssediment zu gewinnen. In den am stärksten angereicherten Böden, die eine maximale Konzentration von 200 bis 250 mg Au/m³ aufweisen, würde nicht einmal ein Gramm pro Tonne gefunden werden. Die Gewinnung wäre nach wie vor rudimentär, da es schwierig war, anspruchsvollere Maschinen durch den dichten, feuchten Dschungel zu transportieren. Daher wird die notwendige Wäsche einer großen Menge der tonhaltigen oxidierten Erde zunächst mit handgefertigten Pumpen durchgeführt. Diese auf alten Motoren basierenden Konstruktionen leiten die Suspension aus Wasser und Erde in ein behelfsmäßiges Sieb, um die feineren und schwereren Partikel herauszufiltern. In einem zweiten Schritt werden die zurückgebliebenen Partikel von Hand gesiebt, und dann wird Quecksilber in den Rest in der Mitte der runden Siebe gegeben. Das Quecksilber wird benötigt, um das Goldmetall von anderen, schwereren Körnern zu trennen, die auf der feinen Matte des Siebs zurückgeblieben waren. Bei diesem schmutzigen Prozess bildet sich zwischen dem Gold und dem Quecksilber ein Amalgam, das es ermöglicht, die Goldpartikel zurückzuhalten und zu entfernen. 


Die Gesundheitsschäden durch Quecksilber für die Arbeiter, die Natur und die gesamte Bevölkerung in den nachgelagerten Bereichen sind erschreckend. Die toxischen und krebserregenden Wirkungen lassen nach dem Kontakt mit Quecksilber nicht lange auf sich warten. Obwohl keine Einigkeit über den durchschnittlichen Schwellenwert der Humantoxizität besteht, schätzt die groß angelegte Gesundheitsforschung die Grenzen der Quecksilbertoxizität auf 50 bis 160 μg/Tag. Verzweifelte Arbeiter, die sich oft der gesundheitlichen Schäden bewusst sind, mischen die Quecksilbersuspension mit ihren nackten Beinen, meist in großen blauen Eimern. Die ungeformten Amalgamklumpen, die die gleiche Farbe wie die alten Thermometer haben, lassen sich in einer Endkapsel leicht von Hand erkennen. In der Hoffnung, endlich ein paar Gramm reines Gold zu erhalten, müssen diese "Nuggets" in einem letzten Schritt verbrannt werden. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass der dabei entstehende Rauch die tödliche Wirkung des Amalgams auf die betroffenen Lebewesen vervielfacht. Es ist noch gar nicht so lange her, dass das Umweltministerium (MINAM) über Kinder mit Zahnfehlbildungen in flussabwärts gelegenen Dörfern informiert wurde. Eine damalige Studie zeigte, dass die Quecksilbervergiftung das gesunde Wachstum der Kinder bereits im Embryonalstadium im Mutterleib behindert hatte. Seitdem wird empfohlen, in der Nähe illegaler Tagebaue keinen Fisch zu essen, um die Anreicherung des Schwermetalls im menschlichen Körper zu verringern. Es überrascht nicht, dass die Kommunikationsmaßnahme in den abgelegenen Dörfern nicht so erfolgreich war und die Bevölkerung weiterhin Fisch verzehrt, der traditionell die erste Eiweißquelle darstellt. In Restaurants in der Regionalhauptstadt Puerto Maldonado wird den Kunden nur noch künstlich gefangener Fisch serviert.


Normalerweise mochte ich diese Kekse mit künstlichen Kokosnussgeschmack, die mir die lächelnde Gastgeberin zuvor gereicht hatte, aber plötzlich war Seife darin. Da es keine Kotztüten gab, ließ ich die halbe Packung auf dem Regal vor mir liegen. Meine Gedanken kreisten um das Thema, während ich versuchte, durch den Blick aus dem Fenster auf die offenen Minen irgendeine hilfreich Information zu gewinnen... 


Nach so viel harter Arbeit, dem Aufwühlen der schweren Tonerde und dem Stehlen des wenigen Goldes, das darin enthalten ist, wird es aus den erschöpften Händen der Rüpel billig verkauft und eine Kette von mafiösen Strukturen wird in Gang gesetzt. Verschiedene Zwischenhändler bis nach Lima "waschen" das illegale Gold durch Verschleierung des Ursprungs und verkaufen es schließlich an ausländische Investoren oder internationale Juweliere.


Die peruanische Regierung kämpft offiziell gegen den illegalen Goldabbau und schickte im Februar 2019 eine ganze Armee von 1.200 Polizisten und 300 Soldaten in die Region Madre de Dios, um die Kontrolle zurückzugewinnen oder zumindest militärische Präsenz zu zeigen. Passenderweise bzw. interessanterweise tauften sie die Operation "Mercurio" und beglückwünschten sich selbst dazu, Ausrüstung und Maschinen im Wert von mehr als 14 Millionen Euro beschlagnahmt zu haben. 6 Widersprüchlich ist, dass derselbe Sektor staatliche Unterstützung erhält und erstaunlich genaue Statistiken über die Goldproduktion in der Region veröffentlicht werden. Im Jahr 2019 wurden in der Region Madre de Dios 10,3 Tonnen Gold gefördert.7 Das ist immer noch wenig im Vergleich zur weltweiten Goldproduktion, die sich im Jahr 2019 auf 3.531 Tonnen belief. Bei Preisen von über 1.800 Dollar pro Unze (31,10 Gramm) - etwa fünfzig Euro pro Gramm - ist der Goldabbau im Tagebau profitabel. Aus Sicht der Männer, die das Land waschen, ist das attraktiv genug, um ihr Leben zu riskieren und ihre Familien zu ernähren. Doch die Auswirkungen des bei der Gewinnung verwendeten Quecksilbers bedrohen die Lebensgrundlage anderer Familien, vergiften wehrlose Kinder in ihrem empfindlichsten Alter und zerstören empfindliche Ökosysteme. 


Peru schien mir immer ein Land voller Widersprüche zu sein, manchmal wie in diesem tragischen Fall, manchmal aber auch mit etwas Mystischem. Was mir nicht wirklich erklärt wurde, war die Zweideutigkeit und ein gewisser Verrat an der philanthropischen Welt des Westens. Die Idee, ein Gegengewicht zum neoliberalen Kapitalismus zu schaffen und den Unglücklichen, die Hilfe suchen, Geld zu schicken, ist zwar mutig. Natürlich ist eine helfende Hand für andere ein höchst willkommenes Verhalten. Leider geht die Besinnung auf den eigenen Egoismus oft nicht so weit. So kaufen zum Beispiel Menschen in Genf das schmutzige Gold aus den Tagebauen in Madre de Dios und spenden einen Atemzug später für die Bekämpfung der Umweltkatastrophe. Wahrscheinlich sind sie sich der Auswirkungen ihres Handelns nicht bewusst, wobei sich wiederum die Frage stellt, ob das fehlende Wissen vor der Schuld an den eigenen Taten schützt, die sie selbst zuvor finanziert haben. 


Es war eine Überraschung, als mich mein Vorgesetzter Dustin Montazonte in sein Büro bat. Mit Blick auf den Genfer See lag das Büro direkt am Seeufer. Ich erinnerte mich daran, wie er mir in ernstem Ton die Flugtickets für den beauftragten Einsatz in Peru überreichte, das war nicht in unser klassischen Servicekategorie zwischen Strategie- und Finanzberatung. Er sagte, es sei wichtig, die Schweizer Urwald Stiftung nicht im Stich zu lassen und sie als langfristigen Kunden durch diesen Gefallen zu gewinnen. Vermutlich stehe mehr als ihr Ruf auf dem Spiel, wenn ein Artikel über die Inaktivität der lokalen NGO-Partner ans Licht käme... Ich wusste genau, dass unsere Dienstleistungen nicht allzu günstig waren, doch für gewöhnlich wurden wir nur beauftragt, wenn man selbst das Problem nicht lösen konnte. 


Dennoch nahm ich an jendem Tag diesen speziellen Auftrag für die Urwald Stiftung gerne an. Mein Gefühl sagte mir, dass es gut war aus diesem ewigen Trott nach schweizer Uhren herauszukommen. Auch schien es mir manchmal, als hätten einige aus unserem kleinen Team den eigentlichen Zweck unserer Arbeit vergessen. Meiner Meinung nach ging es darum, alles zu tun, damit philanthropische Organisationen möglichst schon morgen ihre Ziele für eine bessere Welt erreichen. Eine scharfe Zunge würde aussprechen, dass manche Kollegen und Kolleginnen den Fremdzweck bequem für den Eigenzweck nutzen. Nirgends sonst waren gemeinnützige Organisationen so wohlhabend wie in der Nähe des Genfer Sees, was ein saftiges Gehalt und womöglich dadurch einen gewissen Mission Drift oder Halbherzigkeit mit sich brachte. 

Auf der Seite unseres Kunden der Schweizer Urwald Stiftung (Swiss rainforest trust) sah ich herzliche, intrinsisch motivierten und engagierten Mitarbeitenden. Die gefühlt ihre Leben lang schon für den Erhalt des Regenwalds kämpft, doch nun etwas in die Jahre gekommen sind. Ihre Mission war einfach ausgedrückt, die Rettung von Gottes Schöpfung im Regenwald, bevor seine Kinder sie zerstören würden. Also ein Wettlauf gegen die Zeit und laut dem Statement auf ihrer Website sollte es jede Mühe wert sein, sich für das Prinzip Hoffnung einzusetzen. 


Natürlich sah diese Mission zur Inspektion lokaler Organisationen, die gegen die Zerstörung menschlichen Lebens und der Tierwelt kämpfen, von Anfang an schlecht aus. Es war ein ungleicher Kampf, wie David gegen Goliath, wo mafiöse Strukturen auf gutmütige unbewaffnete Umweltschützer trafen. Der Goldabbau im Tagebau hat seit 1985 unaufhaltsam mehr als 100.000 Hektar verschlungen, Tendenz steigend. Es bestand kein Zweifel, dass dieses Paradies in Flammen stand. Der Abgrund der Hölle hatte sich in der Region Mutter Gottes aufgetan und verschlang immer mehr Wild- und Menschenleben. Das Leben ist ein ständiger Kampf, wahrscheinlich umso mehr unter diesen Umständen.


Wahrscheinlich witterten die spanischen Abenteurer, die nicht mehr die Herren des Vizekönigreichs Peru waren, unbewusst eine feindselige und wenig verheißungsvolle Prophezeiung, als sie die Hauptstadt der Region weiterhin Puerto Maldonado nannten. Alles zu Ehren des gleichnamigen spanischen Entdeckers Faustino Maldonado, der kurz nach der Entdeckung des Ortes starb, an dem die Stadt rund 50 Jahre später gegründet wurde. Faustino Maldonado und seine Gruppe von Pionieren waren zwar nicht die ersten, die dort ankamen. Sie flohen einige Tage lang vor einer Gruppe von Indianern, von denen sie aus Hunger einige Bananen stahlen, wobei die Pfeile glücklicherweise keine Opfer forderten. Am 18. März 1861 widersetzen sich Faustino und sechs weitere Besatzungsmitglieder den Anweisungen eines anderen Indianerstammes - mit dem sie ein besseres Kanu tauschten - und trafen die fatale Entscheidung, an einem Zusammenfluss das linke Ufer anzusteuern. Sie ertranken in einer Stromschnelle namens "Calderón del Infierno" (Höllenkessel), die sich heute in Brasi befindet. Nur die andere Hälfte des Teams erreichte den Amazonas, um ihren Auftrag zu erfüllen und die Hydrographie des Amazonas zu untersuchen. 

Was im Schatten dieser tragischen Geschichte bleibt, ist der Name Puerto Maldonado. Seit seiner Gründung hat der Ort dank seines Kautschukexports nur kurz den Glanz des Wohlstands erblickt. Es war und ist eine verfluchte Stadt inmitten einer göttlichen Region.


Aus dem Flugzeugfenster betrachtet, sah die Stadt Puerto Maldonado durch das Flugzeugfenster in der Ferne aber eher klein und friedlich aus. Der irrtümliche Eindruck war aber bereits widerlegt, denn die Streifen der Zerstörung aufgrund der offenen Goldminen lagen hinter uns. Wie kränkliche Adern zogen die rötlichen Schneisen durch das grüne Paradies. Mehrere Rauchsäulen am Rande dieses lebensfeindlichen Abgrund stiegen aus den Flammen auf, die sich wie ein Wundbrand in den Regenwald fraßen. Kein Regen konnte sie dauerhaft löschen, denn zerstörerische Kräfte wollten es nicht anders.


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